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Das Visum (Teil 1 von 3)

Prolog: Berühmt und berüchtigt dafür, dass es gewöhnlicherweise Probleme gibt. Daher wurde uns bereits im voraus ans Herz gelegt, die Anleitung zur Erlangung des Visa P1 sehr genau zu befolgen und auf jeden Fall sämtliche Dokumente mit zu nehmen. Haben wir gemacht.

Sonntag: wir fahren bereits einen Tag vorher nach Kigali, da die Botschaft nur Montag bis Freitag von 9-11 geöffnet hat. Nein, nicht 11 Uhr abends, morgens. Ja richtig, das sind 2 Stunden. Wir verbringen die Nacht im Hotel Saint Paul, etwa 500m von der Botschaft entfernt.

Montag: Uns wurde geraten bereits um 8 Uhr dort zu sein, für den Fall das noch etwas fehlt und man es noch besorgen muss. Wir also um kurz nach 8 dort, Botschaft zu, Security bittet uns zu gehen. Wir setzen uns bei die Einfahrt, Security bittet uns erneut zu gehen. Wir haben dann in einer anderen Einfahrt noch bis Punkt 9 gewartet, um dann direkt dran zu kommen. Man wird durchsucht und muss sogar sein Handy abgeben. Laptop oder größer darf man gar nicht erst mitnehmen. Im Hof der Botschaft sind das mehrere Schalter, bei denen man mit den Mitarbeitern durch ein Sicherheitsglas sprechen kann (was für ein Aufstand, Ruanda ist eins der sichersten Länder Afrikas…). Um viertel nach 9 stehen wir wieder draußen mit unserer verbal note, die einfach nur ein Wisch ist auf dem steht, dass wir ein Visa brauchen, angehängt eine Liste der Freiwilligen. War ja auch zu einfach, fast zu schön um wahr zu sein.
Mit dieser verbal note, also einem Bescheid, dass man ein Visa braucht, geht es nun zu MINAFFET (Ministry of Foreign Affairs). Was macht man da? Genau, man holt sich den nächsten Wisch ab, dass man ein Visa braucht. Im Gegensatz zur Botschaft schauen die Aber schon mal kurz drüber ob alles notwendige da ist und es gibt vom General Director eine Unterschrift. Dieser Mann war aber leider in einem Meeting, wir sollen doch bitte am nächsten Tag unsere Dokumente holen kommen. Außerdem haben bei 2 von uns noch die Lebensläufe und Fotos gefehlt, die sie nachmittags in einem copyshop/internetcafe machten. Enttäuscht informieren wir Jean Marie, der uns eine weitere Hotelnacht organisiert hat. Nachdem die erste Einrichtung schon sehr katholisch war, sind waren wir nun in einer Art Kloster gelandet, das noch Räume für Gäste zur Verfügung stellt. Das hatte den doofen Nebeneffekt, dass ich mir kein Zimmer mit den Mädels teilen durfte (denen es nichts ausgemacht hätte), sondern mir ein eigenes holen musste. Frühstück war aber inklusive, das war sehr gut!

Dienstag: da es hieß die Dokumente seien erst nachmittags fertig, verbringen wir den Morgen auf einem großen Markt in Kigali. Dieser ist ein 5-stöckiges Gebäude, in dem es (wie so oft hier) ganz viele kleine Läden gibt. Gegen 11 sind wir dann trotzdem zu MINAFFET, einfach um mal nachzuhören und ggf. etwas Druck zu machen. Schließlich hat es letztes Jahr eine Freiwillige gegeben, die den ganzen Prozess in einem Tag geschafft hat (sie hat wohl gut Terror gemacht). Tatsächlich waren die Dokumente schon fertig! Gegen 12 kommen wir mit dem Moto beim „Office for Immigration and Emigration“ an. Dort gibt es einen Automat, an dem Man sich sein Warteschlangenticket zieht. Als wir ankamen stand dort jedoch „Closed“ dran. Naja, vielleicht ein Fehler, schließlich ist der Raum voll mit Leuten. Zwischenzeitlich fällt uns etwas auf dem Infobildschirm auf: Visaanträge von 7-12 Uhr, Visa abholen von 13-17 Uhr. Nun gut, wir versuchen trotzdem unser Glück. So ungefähr um 13 Uhr öffnet der Automat wieder, um 2 oder halb 3 kamen wir endlich dran und man widmet sich unserem Antrag.
Die Enttäuschung: man erzählt uns, wir seien nicht für ein P1 Visa qualifiziert. Dieses ist das kostenlose Visa mit 2 Jahres Arbeitsgenehmigung, das hier jeder weltwärts-Freiwillige bekommt. Stattdessen sollen wir ein H2 bekommen, das sowas wie eine allgemeine Arbeitserlaubnis ist. Kosten 100.000 Rwf! Das sind fast 100€! Geschockt, verwirrt und auch etwas sauer versuchen wir ihm klarzumachen, dass noch nie ein Freiwilliger diesen Betrag zahlen musste. Wir verweisen auf unsere Dokumente, unter anderem die Verbal Note von der Botschaft und den Brief von MINAFFET. Des weiteren hatten wir einen unterstützenden Brief von weltwärts, sowie unseren Vertrag auf Englisch und Briefe von unseren Schulen, dass wir bei ihnen arbeiten werden. Das hat ihn gar nicht interessiert, er schickt uns weg ohne sich die Dokumente wirklich anzugucken. Wir sollten ein Dokument bringen, auf dem explizit steht, dass wir das P1 Visa bekommen. Dieses Dokument gab es nie, hat noch nie jemand gefragt und wir wissen nicht einmal so wirklich, was wir darin schreiben sollen, und wer es unterschreibt. Wir rufen an: die deutsche Botschaft, die uns an einen Innocent Hitayezu weiterleitet. Dieser ist zuständig für das Visa von deutschen Freiwilligen. Selbst er ist verwirrt und meint, dass wir alles richtig gemacht haben. Er würde versuchen das zu klären und benachrichtigt uns, wenn es was neues gibt. Außerdem kontaktierten wir die verantwortlichen unserer Schulen und bitten sie, uns doch irgendwie bis Morgen früh einen solchen Brief zu erstellen. Gegen halb 4 (wir sitzen immer noch im selben Raum) kommen 2 weitere Freiwillige herein, die für genau das selbe da sind wie wir: P1 Visa. Wir informieren sie schon mal über unser Problem und tauschen Nummern aus. Eine Stunde später: das Gleiche Problem. Sie bieten uns aber an in ihrem Haus in Kigali zu übernachten, da sie wohl noch zwei Gästezimmer über hätten. Das Angebot haben wir gerne Angenommen, auch wenn ich wusste das mein Schlafplatz ein Couch ist.
Nervlich am Ende gehen wir (mal wieder) Fastfood essen, da wir ja kaum Möglichkeit zum kochen hatten bisher. Wir haben noch einige Telefonate geführt und versucht die Dokumente für den nächsten Morgen zu organisieren.

Mittwoch: Es ist der sechste Tag von einem Ausflug, der eigentlich hätte nur 3 Tage dauern sollen. Dementsprechend knapp sind die Klamotten, die ich dabei habe. Wir sind nämlich vom Einführungseminar in einem durch nach Kigali.
7 Uhr: Wir gehören zu den ersten Kunden des Tages, haben keine Zeit zu verlieren. Würden wir erneut abgelehnt, müssten wir nämlich zur Botschaft, die ja nur bis um 11 Uhr geöffnet hat. Gegen halb 8 sind wir dran, diesmal aber bei einem anderen Beamten. Unser Freund vom Vortag sitzt direkt neben ihm. Wir setzen uns an den Schalter, begrüßen den Beamten der uns bedienen soll, und von Links kommt schon die Frage vom Kollegen „Und, habt ihr das Dokument, bekommt ihr P1?“. Augenrollend antworten wir mit ja und der für uns zuständige Beamte beginnt damit, unsere Unterlagen ein weiteres mal zu durchforsten. Zu diesem Zeitpunkt sind die Briefe, die wir extra organisiert haben noch nicht im Umschlag, da es Jean Marie noch nicht geschafft hat, diese zu bringen.
Überraschung: die gleichen Dokumente, ein anderer Beamter, überhaupt keine Probleme. Warum also das Drama gestern? Mittlerweile ist Jean Marie mit entsprechendem Brief angekommen, den wir gleich über den Ausgang informierten. Auch Innocent Hitayezu informierten wir. Von ihm kam später eine Mail zurück, in der sinngemäß folgendes stand: der Beamte sei neu, er hätte einen solchen Fall noch nie gehabt, man entschuldige sich vielmals für die Unannehmlichkeiten. Das sollen wir glauben? Derzeit dürften beinahe täglich Freiwillige dort eintrudeln, die alle das Gleiche Visum wollen. Auch die Kollegen sollten Bescheid wissen.
Erleichtert fahren wir mit Jean Marie ins Simba und essen erneut Fastfood weil wir noch kein Frühstück hatten. Der ganze Spaß dürfte jeden von uns nun gute 50€ gekostet haben, allein wegen der Unterkunft und dem Essen.

Wie geht es nun weiter? Bisher haben wir ja nichts gemacht als einen Antrag auf ein Visum abzugeben. In 3-5 Tagen sollen wir wieder kommen, dann wäre es fertig. Aber mittags, denn morgens werden ja die Anträge gestellt. Außerdem haben wir eine Foreigners Identity Card beantragt, quasi ein ruandischer Pass für Ausländer. Damit erreicht man teilweise den Status eines Einheimischen, man kann den deutschen Reisepass Daheim lassen und man bezahlt die selben Preise wie Ruander selbst (Gorilla Trekking kostet z.B. für Einheimische weniger als die Hälfte), wobei letzteres wohl vor kurzem abgeschafft wurde. Wann holt man sich diese Karte nun ab? Morgens. Voraussetzung: deutscher Reisepass mit gültigem Visum. Regulär müsste man also am nächsten Morgen wiederkommen, nachdem man sich das Visum samt Pass abgeholt hat. Weil die Leute aus Rubavu aber mal locker 4 Stunden mit dem Auto unterwegs sind und nicht nochmal in Kigali schlafen wollen, fahren wir morgens hin und machen etwas Druck, dann schon unseren Pass zu erhalten. Bin mal gespannt, ob das was wird. Oder ob unser Visum überhaupt durchgeht…

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