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Einführungsseminar

Einführungsseminar (17.8 – 19.8.)
Dies fand in Kabali statt, einem Dorf bei Rubavu im Westen Ruandas. Erst kurz vor knapp hat man uns darauf hingewiesen, wir sollten doch bitte warme Sachen mitbringen, es sei kalt. Klar, es war Regen gemeldet und wir dachten eine Weste reicht da wohl. Wir begaben uns also zum Bus und es folgten etwa 5 Stunden Fahrt in einem kleinen Bus (Matatu), der eigentlich für 3 Leute pro Reihe ausgelegt ist. Die meiste Zeit waren dies jedoch 4-5 Leute. Es war also recht gemütlich im Bus. Mich hat das nicht so sehr gestört, da ich damit beschäftigt war mir die schöne Landschaft anzuschauen. Obwohl wir nur wenige hundert Kilometer Luftlinie von Ruhango entfernt waren, unterschied sich die Landschaft bereits gewaltig! Da viele Straßen über die Bergketten führen, hat man fast durchgängig eine wunderbare Aussicht.

Ankunft: Kabali liegt gute 600m höher (also 2300m) und ist dazu in der Nähe der großen Vulkankette, weshalb es gefühlte 15°C waren als wir ankamen. Unsere Behausung war das CCSME (Kompetenzzentrum für kleine und Mittelständische Unternehmen), dass vor wenigen Jahren von FoR gegründet wurde (mehr Infos dazu auf der Vereinswebsite friends-of-ruanda.org) Den Abend verbrachten wir zusammen am Feuer draußen und grillten und Maiskolben. Eigentlich waren wir alle schon gut gesättigt, als unser „Mentor“ Kagabo uns zum Essen in den Essenssaal rief. Wir dachten erst er macht Witze, doch da irrten wir uns. Vor uns stand ein großes Büffet, bei dem es teilweise auch Traditionelle Gerichte gab. Anmerkung an meine Eltern und alle Anderen, die meine pingeligen Essgewohnheiten von früher kennen: diese sind so gut wie Geschichte. Ich esse hier fast alles. Das traditionelle Essen, das häufig Bohnen, Kochbananen und Kartoffeln, jedoch keine Insekten enthält, gefällt mir sehr gut.

Den Rest des Abends lernten wir die Lehrer der anderen Schulen kennen, die ebenso nett sind wie unsere. Außerdem hatten wir einen perfekten Blick auf Nyiragongo, einen großen Vulkan im Kongo, 20km von der Grenze entfernt. Das besondere an ihm ist, dass sich im Krater ein Lavasee mit 200m Durchmesser befindet. Dieser leuchtet von unten die austretenenden Gase an, die dadurch einen roten Schein bekommen. Das sieht wirklich hammer aus!

Nächster Tag, Frühstück: 3 Scheiben Weißbrot, Bananen, Honig und ruandischen Tee. Mein Favorit ist eindeutig der Tee, den man hier mit Milch und vieeeel Zucker trinkt. Da wohl gerade keine Milch zur Verfügung stand, haben wir auf Milchpulver zurückgegriffen, was ich leider weniger gut Vertragen habe (Nachtrag: ich lasse fürs Erste die Finger von dem Zeug). Es folgten etwas frequentere Toilettengänge meinerseits. Gut geschmeckt hat es trotzdem!
Inhaltlich für das Seminar geplant waren folgende Themen: Gegenseitige Vorstellung der Schulen/Projekte, Kulturelle Unterschiede und Taboos, die Tabelle über Abwesenheit sowie ein paar weitere kleine Themen. Zu den kulturellen Unterschieden mache ich wohl später einen eigenen Eintrag, da diese doch recht groß sind. Das schwierigste: einer der Unterschiede ist, das die wenigsten Ruander einen darauf hinweisen, wenn man sich nicht nach den Regeln der Gesellschaft verhält. Um Fehler zu erkennen, muss man also sehr genau hinschauen um Fehler zu erahnen, dann vielleicht nachzufragen ob man was falsches gemacht hat. Das kommt wohl daher, dass man mit Kritik hier bei weitem nicht so offen und direkt umgeht, wie in Deutschland.
Highlight des Seminartages: Jean Marie, Vorsitzender des Schulträger APARUDE (die Schule an der ich bin), klärt uns über die Bedeutung des Wort Muzungu auf. Es hieße nicht nur Weißer, sondern wird auch für Ruander mit viel Geld oder mit stereotypisch europäischen Verhalten spaßeshalber verwendet. Kurz darauf kramt er in seiner Hosentasche und ihm fallen ein paar 5000 Franc Scheine raus. Das Beispiel kam wie gerufen und wir hatten gut was zu lachen. (Anmerkung: Er ist kein Lehrer an unserer Schule und bekommt auch keine immensen Summen Geld von Friends of Ruanda, er arbeitet hauptberuflich etwas Anderes)

Den letzten Seminartag sind wir weitergefahren Richtung Rubavu in ein Restaurant nahe der Brauerei BRALIRWA, Produktionsstätte von Mützig, Primus, Turbo king und anderen regionale Biere, die Untermarken von Heineken sind. Von dort aus fuhren wir mit einem Boot zu den Hot Springs (heiße Quellen), machten aber einen Umweg über einen kleinen Felsbrocken im See, auf dem laut einer Sage früher schwangere, aber unverheiratete Frauen ausgesetzt wurden. Nicht vergessen: Schauergeschichten gibt es auch bei uns. Interessanter als der Brocken war, dass unser Boot ein Leck hatte, weshalb unsere Bootsführer ständig Wasser am rauseimern waren. Wie sagt man so schön? No risk, no fun. Immerhin hatte die Hälfte von uns Rettungswesten an. Außerdem wurde Kagabo einmal gut geduscht, als eine Welle vorne ans Boot knallte, genau da wo er saß.

Schließlich kamen wir bei den Hot Springs an. Das sind etwa 50°C heiße vulkanische Quellen direkt am See, die in Becken aus Sandsäcken geleitet werden. Eintritt ist für Einheimische 200 Rwf, für uns 1000. Das Geld geht an die Einheimischen die in der Nähe wohnen und sich darum kümmern. Leider gibt es Pläne, diese Quellen zu verkaufen und dort sowas wie ein Schwimmbad zu eröffnen, sie zu kommerzialisieren. Auf der einen Seite macht das die Gegend touristisch attraktiver und bringt Geld unter die Leute, auf der anderen Seite ist es so noch sehr naturbelassen und es sind wenig Leute da. Der See selbst ist auch recht warm, da er von unten geheizt wird (auch vulkanisch). Auf jeden Fall ein sehr schöner Ort.

Kurz vor Ende kamen noch ein paar Touristen aus Oman, von denen uns einer erzählen wollte, man dürfte nicht in das heiße Wasser, weil Mann sonst dauerhaft impotent würde. Das Wasser war etwa so warm wie in einem Wärmebeckenim Schwimmbad. Und selbst wenn Spermien absterben (was sie ab einer gewissen Temperatur in der Tat tun), dann bilden sie sich neu. Das wollte er uns aber nicht glauben und hat weiter die Leute verrückt gemacht.

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