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Wir sind „ent-angekommen“

In Anlehnung an meinen Beitrag Wir sind angekommen.

Donnerstag, 7.9., Faustin ruft mich mitten im Unterricht an. Ich solle doch bitte den Hausmeister suchen und ihm mein Handy geben, damit er ihm erklären kann, wo er mich hinführen soll. Wohin führen? Ich habe keinen blassen Schimmer. Ich folge einfach mal dem Hausmeister, den ich vorher noch nie gesehen habe über einen Trampelpfad durch die Wiese, weg von der Schule. Nach kurzer Zeit sind wir wieder in Ruhango auf einer Straße, nach 10 Minuten biegen wir rechts zu einem Haus ein. Ich sehe Faustin, der schon auf uns wartet, aber ich bin nur noch verwirrter. Was will ich bei diesem scheinbar leerstehenden Haus. „Umziehen“, meint Faustin. Ja genau, nach einem Monat, wenn man gerade sich eingelebt hat, muss man umziehen. Warum? Weil der Vermieter unseres Hauses sein Haus „wieder haben möchte“.

Am Abend zu vor habe ich noch mit seiner Frau, Tochter und Olive im Wohnzimmer gesessen und Kinyarwanda gelernt. Auch den Vermieter, nämlich den Vater der Familie habe ich getroffen, doch niemand hat etwas gesagt. Ich komme mir übergangen vor und bin irgendwie sauer. Es gibt keine logische Erklärung dafür, dass man uns aus dem Haus raus haben möchte. Es ist ein reines Wohnhaus, es macht auch keinen Sinn dort einen Laden drin zu eröffnen. Wohnraum haben unsere Nachbarn auch auf jeden Fall genug. Ich fange an die Schuld bei uns zu suchen. Mag der Vermieter (Alois) keine Katzen? Glaubt er, wir gehen nicht gut mit seinem Haus um? Mag er uns einfach nicht? Ich bin ratlos, verwirrt und enttäuscht.

Nachdem wir uns das Haus angeschaut haben, gehe ich zurück zur Schule. Dort habe ich bereits am Tag zuvor begonnen mit anderen Lehrern zusammen Mittag zu essen. Es ist eine kleine Familie, bei der man für 11000Rwf im Monat mitessen kann. Das Essen ist gut und ausschließlich traditionell. Süßkartoffeln, normale Kartoffeln, Bohnen oder Reis sind immer dabei. Direkt im Anschluss bin ich weiter nach Hause, um Olive zu fragen, ob sie mehr weiß. Aber sowohl sie als auch ihre Mutter sind komplett ahnungslos und traurig darüber, dass wir gehen müssen. Letztlich kommt Alois, der Vermieter und Vater nach Hause, doch auch er macht einen irgendwie verwirrten Eindruck. Da aber keiner von ihnen wirklich gut Englisch kann, gehe ich davon aus, dass sie einfach nur nicht verstehen, was denn das Problem ist.

In der Zwischenzeit habe ich Jean-Marie, den Vorsitzenden von APARUDE, dem Schulträger der auch das Haus bezahlt,auf WhatsApp angeschrieben. Als Olive und ich, wie geplant, gerade auf den Markt gehen wollen, werde ich von ihm zurückgerufen. Er meint:

In dem neuen Haus, dass ja der Schule gehört, waren immer andere Mieter drin. Eigentlich sollten die Freiwilligen schon die ganze Zeit dort wohnen, was aber nie möglich war. Diese Mieter sind nun ausgezogen, weshalb wir aus Kostengründen umziehen sollen. Gut, verständlich. Jetzt macht alles Sinn. Deswegen hat keiner der Familie eine Ahnung gehabt. Ich bin zwar immer noch nicht froh mit der Entscheidung, aber ich kann sie nachvollziehen und sie ist nicht willkürlich.

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