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Fahrrad & Nyungwe Forest

Moment mal? War da nicht was mit dem Congo-Nile-Trail?

– doch, war eigentlich geplant

Mein Plan war es, diese Woche mit dem Fahrrad den Trail zu fahren, wofür ich 6 Tage eingeplant hatte, normalerweise braucht man 5. Dafür, aber auch um allgemein endlich nochmal Sport zu machen, habe ich mir ein Fahrrad hier in Ruhango zugelegt. Krachneu, Gangschaltung, Federung für 105.000 Rwf. Soweit hatte alles einen annehmbaren Eindruck gemacht und man hat mir auch 2 Wochen Garantie gegeben (was nicht selbstverständlich ist; gesetzlich ist keine Garantie vorgeschrieben). Innerhalb weniger als einer Woche ging dann der Spaß los; chronologisch:

  1. Hebel an der Schaltung verklemmt sich; mein Reparaturversuch führt dazu, dass sie am Ende gar nicht mehr geht -> neu kaufen für 5000 (steht Shimano drauf, man versucht mir weiß zu machen, es sei original), da die Garantie nicht gilt. Hätte ich besser die Finger von gelassen.
  2. Pedal wird schwergängig und hängt schief.
  3. Ich entscheide mich, den Trail zu verschieben und das Fahrrad lieber noch weiter zu testen. Gute Entscheidung.
  4. Neue Schaltung geht noch am selben Tag erneut kaputt mit dem selben Fehler. Ich entscheide mich für ein Alternativprodukt, das gibt es aber immerhin umsonst
  5. Mir fällt auf, dass die Gabel in sich wackelt. Auch der Steuersatz scheint angeschlagen zu sein. Da anziehen der Aheadschraube nicht hilft, sind es wohl die Lager
  6. Wo wir schon bei Lager sind, habe ich auch die Räder genauer unter die Lupe genommen. Auch das Hinterrad hat sehr viel Spiel auf einer Seite. Können eigentlich auch nur die Lager sein
  7. Während dem Anfahren bricht mein rechtes Pedal runter. Man weigert sich, mir kostenlos ein neues zu geben, gibt mir aber 20% Nachlass auf ein neues, dass ebenso unrund dreht und dessen Lager sich anhört, als wären Späne darin. Trotzdem besteht der Ladenbetreiber auf der Qualität des Produkts und meint, dass nur etwas Öl fehlt (weil Öl Metallspäne entfernt und auch den unrunden Lauf beseitigt, ist klar)
  8. Ich entscheide mich den Shop von nun an zu boykottieren, obwohl es der einzige im ganzen Distrikt ist. Stattdessen fahre ich eine halbe Stunde nördlich nach Muhanga (500 Rwf pro Weg), wo ich doppelt so gute Pedale für 1800 bekomme.

 

Die freie Woche wollte ich damit aber nicht ganz zu Grabe tragen, sondern sinnvoll nutzen. Also sind Lisa und ich spontan in den

Nyungwe Forest

aufgebrochen. Dieser ist laut dem Rwanda Development Board der größte zusammenhängende Bergregenwald Afrikas. Wir kamen Mittwoch gegen 12 Uhr an, weswegen nicht mehr viel Auswahl war, was wir noch machen können. Wir entschieden uns für eine Wanderung zum größten Wasserfall des Parks für 40$ pro Person, die etwa 4 Stunden dauern sollte (ja, Tourismus in Ruanda ist recht teuer). Das Geld hat sich aber gelohnt!

Etwas verspätet sind wir zusammen mit zwei Briten aufgebrochen, das heißt wir waren eine Gruppe von nur 4 Leuten + Guide. Das rechtfertigt dann doch etwas den Preis. Die ersten Meter legten wir noch auf der Straße und durch die riesigen Teeplantagen zurück, was nun nicht so spannend war. Doch von jetzt auf gleich waren wir im tiefsten Regenwald; auch hier war die Grenze wieder sehr hart. So ist das in einem Land, wo jeder Quadratmeter wegen Überbevölkerung landwirtschaftlich genutzt werden muss.

Mit dem harten Übergang kam direkt ein ganz anderes Gefühl auf. Zwitschernde Vögel, weit entferntes plätschern von Wasser, dicht bewachsene und vermooste Vegetation, feuchte, der Geruch. Ich fühte mich erneut wie in eine andere Welt versetzt; eine sehr schöne.

Es ging viel auf und ab. An steilen Hängen entlang, teilweise auch sehr rutschig. Wir sahen verschiedene Vögel und einmal kreuzt  eine giftige Schlange unseren Weg, die ich bei ihrer guten Tarnung beinahe übersehen hätten. Tiere gab es auf diesem Weg leider wieder recht wenige, da wir am Rand des Parks waren.

Nach etwas weniger als zwei Stunden erreichten wir unser Ziel: den Wasserfall. Mit lautem Getöse krachen hier hunderte Liter Wasser die Minute herunter, etwa 10-15 Meter. Genau davor gibt es eine kleine Plattform, von der aus ich ein paar Bilder gemacht habe; gibt es alles in der Galerie. Um uns herum sind hohe Felswände an denen Pflanzen herunterhängen. Auch eine Höhle gibt es auf der anderen Seite.

Wir aßen noch etwas und entschieden uns schnell zum Aufbruch, da es bereits Anfing zu nieseln. Faustregel für die tropische Regenzeit: immer die Regenjacke dabei, es regnet meistens ab spätem Nachmittags. Genau das passierte jetzt. Aus dem Nieselregen wurde ein Schauer. Meine Regenjacke war innerhalb weniger als 5 Minuten durchnässt, anschließend die Hose. Meine Schuhe hatten es fast eine Stunde geschafft. Mich hat das aber nicht besonders gestört, denn: Regenwald ohne Regen ist nur das halbe Abenteuer. Die Dusche habe ich mitbezahlt, also bekomme ich sie auch. Im Wald war es auch weitgehend windstill und recht warm. Kaum waren wir über den selben Weg wieder draußen, wurde es direkt etwas windiger und kälter. Hinter uns im Wald stieg Wasserdampf auf. Die ganze Vegetation scheint doch recht gut zu heizen, würde ich mal ganz subjektiv behaupten. Mit dem Regenwald endete auch der Regen, nass waren wir trotzdem noch.

Wir holten nur noch schnell unsere Sachen bei dem Infozentrum ab von dem die Tour aus startete und begaben uns gleich zu dem Gästehaus, das uns als das günstigste empfohlen wurde. Günstig und minimalistisch ausgestattet. Nicht schön, aber ausreichend zum schlafen. Genau das, was ich wollte. Auch die Tatsache, dass es Wasser nur aus dem Kanister gab, hat mich nicht gestört. Einzig das fehlende Mosquitonetz gebe ich als ernsthafte Kritik raus. Abendessen bekamen wir auf unsere Nachfrage nach Wunsch gekocht für nur 1000 Rwf pro Person. Natürlich brauchte ich hier keine Pizza erwarten, ausschließlich regionales Essen. Wir entschieden uns für Reis mit einer Soße aus Bohnen und Karotten, das übliche Essen hier. Günstig, kein besonderes Geschmackserlebnis, aber es macht satt und es war so viel, dass es sogar für das Frühstück reichte! Das Personal, ich glaube es ist einfach eine Familie, war sehr freundlich und alles war sauber.

Mein Plan für den folgenden Tag war es, mir weitere Ecken des Parks anzusehen. Lisa war zu erschöpft vom Vortag, so dass sie nach Hause wollte. Ihrem Plan musste ich mich auch anschließen, da ich mit einer SMS unseres Mentors aufwachte, der nach einem Meeting bezüglich des anstehenden Holiday Exchange verlangte. Wir bezahlten noch ganz schnell und unkompliziert in Bar und gingen zusammen mit dem Sohn (?) zur Bushaltestelle. Die Straße in makellosem Zustand geht übrigens mitten durch den Nationalpark. Ist so kurvig, dass zwei Mädels vor mir links und rechts mehrmals in ihre Tüte gekotzt haben und ein anderer Mann weiter vorne den Hintern vollgereiert bekommen hat 😀

Die beiden einzigen Busgesellschaften, die diese Strecke fahren, heißen übrigens Alpha bzw. Omega Car.

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