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Fahrrad: wieder verkauft

Als eine Mischung „die Schnauze voll gehabt“ und „lieber jetzt die Notbremse als sich noch mehr drin zu verrennen“ habe ich mein Fahrrad wieder an den Shop verkauft; für 70.000 Rwf. Ja, das sind 35.000 Rwf Verlust.

Hintergrund: Ich komme vom Holidaycamp wieder nach Hause, lade meine Sachen ab und wollte gerade zu einer Freundin fahren, um mal Hallo zu sagen. 100 Meter den Berg hoch blockiert plötzlich mein Hinterrad. Was ich sehe verschlägt mir vor Verwunderung die Sprache und doch bleibe ich ruhig, weil mir solche Probleme nichts neues sind.

Irgendwie hat es das hintere Schaltwerk geschafft in die Speichen zu geraten (wohlgemerkt: keine Unfälle und ich war einfach gerade aus am fahren!), wodurch es sich mit dem Rad nach oben sieht und komplett verbiegt, inklusive der Aufhängung am Rahmen. Obwohl ich langsam gefahren bin (Berg auf), war das Rad so verkeilt, dass ich es ohne Werkzeug nicht mehr los bekommen habe. Nun überlegt mal, dieser Spaß wäre mir irgendwo auf dem Congo Nile Trail passiert.

Prompt kommen Leute, die mir das Fahrrad dorthin tragen wollen, wo ich es her habe. Diesen Shop habe ich aber aufgrund der unverschämten Preise und noch dreisteren Produktqualität angefangen zu sabotieren. Ist es nicht schön, sein eigener Techniker zu sein? Auch wenn das Schaltwerk ziemlich hoffnungslos aussah, habe ich es immerhin mal auseinander genommen und versucht es wieder gerade zu biegen. Während dieser Arbeit ist mir aber eines klar geworden: es wird nicht die letzte Reparatur sein. Alle Lager sind total ausgeschlagen und rappeln. Der Rahmen ist butterweich und die Gabel hat so viel Spiel, dass sie mir wohl bald auch weggebrochen wäre. Ich glaube dieses Problem erwähnte ich schon? Tja, es ist noch wackeliger geworden.

Entschieden bastel ich alles wieder zusammen und trage das Rad dahin, wo ich es her habe. Auch wenn ich vorher ruhig war, komme ich doch ziemlich sauer beim Shop an. Empört erzähle ich ihr, was ich nun wieder für ein Problem habe und ich muss zugeben, ich war alles andere als freundlich. Meine erste Forderung war: ihr kriegt das Rad und ich mein Geld zurück, und zwar alles. Obwohl die Frau nur ganz schlecht Englisch versteht, hatte sie meine Gestik verstanden; die war unmissverständlich. Trotzdem winkt sie ab und meint sie würde mich nicht verstehen.

Englischsprachige Unterstützung war relativ schnell gefunden: Ein junger Typ, der selbst ein Rad fährt und Ahnung hat. Er meint er könnte vielleicht noch 70,000 Rwf raushandeln, aber alles Geld bekäme ich ganz bestimmt nicht zurück. Enttäuscht willige ich ein und meine, wir sollten es einfach mal versuchen. Erst wollte die Frau vom Shop mir nur 50,000 Rwf geben, mehr habe sie nicht. Das war aber ganz offensichtlich gelogen. Als ich klar machte, in welcher Situation sie steckte, lief es dann doch. Ich gab ihr zwei Optionen: sie nimmt das Fahrrad für 70,000 Rwf zurück und alles ist gut, oder ich verkaufe es selbst jemand anderes und werde dafür sorgen, dass jeder in Ruhango von meiner Geschichte erfährt. Hier spielt es mir doch sehr gut in die Karten, der Weiße zu sein. Denn „was der Weiße sagt, muss stimmen“ und das weiß die Frau vom Shop ganz genau. Plötzlich kehrte kooperativität ein und ich kriege 70,000 Rwf, sofort und bar auf die Hand. Schnell noch eine schriftliche Einigung gemacht und das war’s. Meinem Helfer und Übersetzer habe ich als dickes Dankeschön für die Hilfe 5000 in die Hand gedrückt.

Also, ich habe unterschrieben und versprochen meinen Mund über den Shop in Ruhango zu halten. Dieses Versprechen werde ich halten. Mal gespannt, ob ich demnächst jemanden wieder auf diesem Rad sehe.

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