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Kenia: Rift Valley und Mombasa

Über einen Monat habe ich hier nun nichts mehr geschrieben, ich bin um Entschuldigung. Ich habe nach dem Holiday Exchange viel an der Hauselektrik gewerkelt, bis ich eine Woche später nach Kenia zu meiner Freundin Vivian gereist bin. Meinen Laptop habe ich absichtlich nicht mitgenommen, weshalb ich hier nicht weiterschreiben konnte. Ganze 3 Wochen habe ich dort verbracht.

 

Rift Valley – Iten

Die ersten Tage war ich mit meiner Freundin in Iten – „The Home of Champions“ steht dort am Ortseingang auf einem großen Bogen. Wer sich für Weltmeisterschaften im Laufen interessiert, dürfte in dieser Stadt einige Bekannte treffen. Hier, auf 2400m Höhe trainieren die besten Läufer Kenias, doch auch aus vielen anderen Ländern kommen Profis zum Höhentraining. So auch unser niederländischer Gastgeber Koen, der vor 10 Jahren hier her kam und eine Kenianerin heiratete. Zusammen betreiben sie nun eine Unterkunft für Sportler und Urlauber direkt an der Klippe hinunter ins Tal des Rift Valleys (Deutsch: Ostafrikanischer Grabenbruch). Von dort hat man eine Atemberaubend weite Aussicht, weshalb es auch sehr beliebt bei Gleitschirmfliegern ist. Die Behausung liegt direkt am Waldrand, wo weniger als einen Kilometer weiter ein Wasserfall befindet.

Diesen Wasserfall zu besuchen war die erste Aktivität, nachdem wir am Abend vorher ankamen. Der Weg dorthin ist ein Trampelpfad, bei dem man kurz nach einem Wasserkraftwerk über den Fluss klettern muss und anschließend etwa 200 Höhenmeter nach unten geht. Wir sind aber erst mal zu weit gelaufen und wurden von Einheimischen netterweise aufgehalten, weil sie wussten, dass wir auf dem falschen Weg seien. Wir sind dann wieder ein paar Meter rauf und am untersten Ende des Wasserfalls angekommen. Eigentlich war es eher ein zweiter, kleiner Wasserfall und wir waren schon etwas enttäuscht, weil wir dachten, das wäre alles. Doch neugierig wie ich bin, bin ich die Felsen und Rohre (hier kommt das Wasser für die umliegende Region her) hoch geklettert und habe gesehen, das über uns das eigentliche Spektakel ist.

Vivian war vom Klettern wenig begeistert, doch wir fanden einen etwas leichteren Weg an anderer Stelle, wo sie dann auch hoch kam. Dafür wurde sie mit einem wirklich schönen brausenden Wasserfall belohnt. Wir haben dort gegessen und ein bisschen Zeit verbracht, bis wir schließlich unseren Heimweg über einen anderen, kürzeren aber auch ziemlich steilen und matschigen Pfad nach Hause gefunden haben.

Am zweiten Tag haben wir uns ein Auto gemietet, um einige Kilometer weit ins nächste Tal zu fahren, wo es einen großen See mit heißen Quellen geben sollte. Interessanterweise hat sich der See in den letzten Jahren vergrößert. Leugner des Klimawandels könnten das als Beweis verstehen, dass der Klimawandel tatsächlich ein Schwindel der Chinesen ist, um der amerikanischen Wirtschaft zu schaden, doch lassen wir das Thema. Jedenfalls wurde durch die größere Ausdehnung des Wassers die asphaltierte Straße und die meisten großen heißen Quellen begraben. Damals waren die Quellen auch am „Anfang“ des Sees. So sind wir mehr als eine Stunde mit dem Auto am See entlanggeholpert. Für meine Freunding waren die Quellen (übrigens an die 100°C heiß) eine tolle Erfahrung, für mich nichts großartig neues. Etwas kleinere Quellen, auch heiß, auch mit Schwefelgestank, nur 50°C heiß, gibt es auch in Gisenyi, worüber ich bereits berichtete.

Am letzten Tag sind wir zu einem anderen, noch viel größeren Wasserfall aufgebrochen. Größer heißt: 200m tief! Der Weg zum oberen Punkt war recht leicht und mit viel durchfragen gut zu erreichen. Nach den letzten Metern durchs Gebüsch standen wir plötzlich an der sehr sehr windigen Klippe. Rechts neben uns brauste das Wasser nach unten; der Wind so stark, das einiges davon in feinen Tropfen wieder nach oben getragen wurde. Vivian war so beeindruckt, dass sie sich doch dazu entschied, den Weg nach unten zu gehen, da wir das Wasser kaum sehen konnten, ohne 200m in die Tiefe zu stürzen.

Ein sehr hilfsbereiter Mann hat uns auf unsere Nachfrage zum Pfad nach unten gebracht. Dieser ist teilweise ziemlich steil und verläuft im Zickzack, doch wir haben es nach unten geschafft. Zugegeben, eine Wahl hatten wir nicht, denn zurück wäre eher schwieriger als leichter gewesen. Zwei Stunden später kamen wir wieder in flacheres Terrain. Meine Freundin mit Fußschmerzen, ich mit ordentlich Sonnenbrand im Nacken (Gruß an meinen Kumpel Nathaniel (Afroamerikaner), dessen Arme so dunkel sind wie mein Nacken im Sommer. Es hat nichts genützt, auch mein Nacken braucht Sonnencreme). Die „Tortur“ hat sich aber gelohnt. Wir hatten einen wunderbaren Ausblick und beide in unserem Leben noch keinen so großen Wasserfall gesehen.

Kurz darauf sind wir in einem Bergdorf angekommen, dessen Kirche wir schon von weitem gehört haben. Anmerkung: hier gibt es Kirchen ohne Schule aber keine Schule ohne Kirche, gefühlt. Außerdem hat man ewig lange Stromleitungen gelegt, nur um die Kirche ans Netz zu bringen. Alle Häuser darum sind nicht angeschlossen, aber das kommt vielleicht noch. -Kirchenkritik Ende.

Nun war es schon spät und wir beide erschöpft, weshalb wir nach einem Moto Taxifahrer gesucht haben und auch einen fanden. Zu dritt auf einem Motorrad ohne Helm sind wir den buckeligen Weg heruntergeruckelt, zweitweise mit Angstschweißausbrüchen aber eines muss man den Fahrern lassen: sie kennen ihre Wege und fahren darauf besser als so mancher auf dem Asphalt.

 

Nairobi

Von Iten über Eldoret sind wir schließlich nach Hause zu meiner Freundin nach Nairobi. Ich muss zugeben, ich habe diese Stadt nicht vermisst. Voll, laut, dreckig, kriminell, Verkehrschaos, so ist es in den meisten Teilen der Hauptstadt Kenias. Glücklicherweise wohnt sie in einer gated-community am Rand der Stadt, wo es sauberer, ruhiger und sicherer ist. Hier liegen zwar einige Villen, aber auch kleine bescheidene Apartements wie das meiner Freundin mit weniger als 50m². Dort haben wir die folgenden Tage verbracht, bis wir Ende des Jahres nach Kilifi, eine Stadt an der Küste bei Mombasa, aufgebrochen sind. Wir kamen erst im darauf folgenden Jahr zurück …

 

Mombasa/Kilifi

30.12.2017: Da wir über Nacht gereist sind, konnten wir den Morgen dazu nutzen, etwas sightseeing zu machen. Wir besichtigten Fort Jesus (Eine Küstenfestung erbaut von den Portugiesen vor hunderten von Jahren) und sind im Anschluss durch die Altstadt geführt worden. Womit ich nicht gerechnet habe, ist das die Altstadt hier wirklich ALT ist. Mombasa hat eine sehr lange Geschichte, geprägt von unzähligen Invasionen von Arabern, Portugiesen und Briten. Das macht die Stadt sehr vielseitig in allen Belangen. Gebäude, Essen, Sprache und vieles mehr hat starke Einflüsse von Kulturen auf der ganzen Welt.

Doch das ist nicht, wofür wir eigentlich kamen. Vivian machte vor gut einem Jahr Urlaub in einer Stadt namens Kilifi. Der Betreiber von ihrer Lodge machte damals Werbung für ein Festival namens Kilifi New Year und genau da wollte wir nun hin. Zwei Tage Reggae und damit verwandte Elektronische Musik haben uns beide sehr angesprochen, auch wegen der Lage mitten in der Natur und das es recht klein ist mit nur etwas mehr als 1000 Besuchern. Also nicht gerade das Mainstream Festival wo jeder hingeht.

Nachmittags kamen wir auf dem Festivalgelände an und unsere Erwartungen wurden komplett erfüllt. Entspannte, ruhige Atmosphäre mit dem wummernden Bass im Hintergrund. Es gab zwei Bühnen, die eine mehr Reggae, die andere mehr elektronische Musik, einen Zeltplatz, Getränke und Essensstände und einen riesigen aus Stroh gebauten Vogel weit weg in der Prärie (dazu später mehr).

Wir haben einen schönen Nachmittag und ersten Abend gehabt. Etwas enttäuscht wurden wir dadurch, dass die Musik mehr oder weniger auf dem entspannten Level blieb, was gerade für mich als Fan von schnellerer Musik etwas schade war. Schön war es trotzdem.

Auf das Risiko hin mich bei manchen Unterstützern unbeliebt zu machen: es wurde Alkohol verkauft und auch Getrunken, Cannabis (in Form von Khat und Marijuana) erfreute sich aber mindestens genauso großer Beliebtheit, wenn nicht sogar mehr. Dabei kam es zu keiner einzigen Ausschreitung oder Streit, alle waren nett und freundlich. Ob das alleine mit Alkohol genauso gelaufen wäre? Man weiß es nicht, man weiß es nicht. Die Polizei, die zwischendurch mal patroulliert hat, hat es nicht gestört, trotz gesetzlichem Verbot. Auch die Wissen, dass sie mit Cannabis Konsumenten weniger Arbeit haben, als mit Alkoholkonsumenten. Allein schon deshalb, weil eine Überdosis kein medizinischer Notfall ist, sondern nur ein seeehr langer und guter Schlaf.

Am zweiten Tag sind wir an den Strand gefahren, der wirklich traumhaft schön ist. Weißer Sand, blaues warmes Meer und erstaunlich wenige Touristen. Da fragt man sich, warum die Leute alle ins überlaufene Mombasa gehen. Abends waren wir wieder auf dem Festival, haben getanzt und sind kurz vor Mitternacht zum Vogel, da dieser nun angezündet werden sollte. Wir standen mindestens 150m weit weg von dem 20m großen Strohvogel und dennoch, als er lichterloh und beeindruckend am brennen war, konnten wir die Hitze noch immer spüren.

Damit war das Festival auch schon rum und wir sahen uns mit einem nicht unerheblichen Problem konfrontiert: nämlich dem

 

Nachtbusverbot

Hintergrund: in Kenia sind allein im Dezember 300 Menschen in Verkehrsunfällen gestorben, die meisten davon Nachts. Am 31. kam es zum tragischsten Unfall, bei dem 36 Menschen ums Leben kamen. Noch am selben Tag wird ein Gesetz veröffentlicht, nach dem ab dem 1. Januar 2018 keine Fernbusse mehr Nachts fahren dürfen. Frage: was macht man am besten, wenn die meisten Frauen nachts vergewaltigt werden? Genau: Man verbietet allen Frauen nachts auf die Straße zu gehen.

Ob das Gesetz nun gut ist oder nicht, es der gute Wille war da und nun war es nunmal so. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Fernbusverkehr in ganz Ostafrika im Chaos versunken ist, Leute nachts auf der Straße schlafen mussten, weil kein Bus gefahren ist und kein Geld für die Unterkunft da war. Oder man den Flug verpasst hat, für den man das Geld ggf. nicht zurück bekommt. So waren auch wir betroffen, denn unser Bus durfte um 22 Uhr wie jeder andere auch nicht losfahren. Am Morgen darauf, wir bekamen eine SMS, dass wir doch bitte um 7 Uhr zur Haltestelle kommen sollten, standen bis zu 8 Busse gequetscht an der Straße und der Tankstelle daneben und ebenso gequetscht die Leute, inklusive uns. Chaotisch war es selbst bei Modern Coast, der Busgesellschaft, mit der wir gereist sind. Diese ist dafür bekannt, die am besten organisierteste und zuverlässigste zu sein. Wie das bei den billigen Konkurrenten und den armen Kunden aussah, will ich mir gar nicht vorstellen.

Die beiden Grenzen zu Uganda und Ruanda waren übrigens nicht weniger überfordert, denn auch dort musste plötzlich die gleiche Arbeit in der Hälfte der Zeit erledigt werden. Ich habe an der Grenze zu Uganda (Busia) zwei Stunden gebraucht, nach Ruanda (Gatuna), eine Stunde. Bei Nacht gefahren bin ich trotzdem, nur halt in Uganda statt Kenia.

2 Gedanken zu „Kenia: Rift Valley und Mombasa

  1. Dies ist eine sehr genaue Geschichte (I mean account/representation by this word), was passiert ist!

    1. Vielen Dank. Dein Deutsch wird immer besser 🙂

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