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Reise nach Kenia/Nairobi (über Uganda)

Ich hatte es also doch geschafft. Kurz vor knapp noch den Pass bekommen und gepackt, bin ich um 16:30 in den Bus nach Nairobi gestiegen. Insgesamt dauert die Reise etwa 24 Stunden, wobei die Pausen nicht genau festgelegt sind und wohl nie länger als eine halbe Stunde dauern. Ich dachte es wird richtig lang und anstrengend, doch dem war eigenartigerweise überhaupt nicht so. 14 Stunden nach Südfrankreich mit dem Auto empfand ich als schlimmer.

2 Stunden nach Fahrtbeginn kamen wir an der Ugandisch-Ruandischen Grenze an. Wie am Äquator so üblich war es natürlich schon dunkel und die Straßenlaternen haben auch nicht funktioniert. Wäre auch nicht so schlimm gewesen, wenn ich wenigstens gewusst hätte, wo ich überhaupt hin muss. Daher meine Erklärung für alle, die es später auch mal betrifft:

Man muss immer erst aus dem Ursprungsland „Auschecken“ beim migration office um dann zum äquivalent auf der anderen Seite zu gehen. Besonderheit bei mir: das ruandische office gibt jedem volunteer eine kleine Pappkarte, wo eigentlich nur Namen und Nationalität drauf steht, und ein Stempel. Diese Karte ist wichtig, denn wer sie verliert bezahlt an der nächsten Grenze 100$ für’s Ostafrika (EAC) Visum. Sie gibt einem also kostenloses Visum in Uganda und Kenia. Besonderheit an genau dieser Grenze: Das ugandische und ruandische office liegen gute 800m auseinander, dazwischen eine Straße, die wohl irgendwann mal asphaltiert war. Man geht so lange die Straße entlang, bis man glaubt schon komplett verloren zu sein, bis dann doch irgendwann entsprechende Behörde links auftaucht. Dazu kommt dann der Stress, den Bus noch zu kriegen. Dieser fährt übrigens auch diese Straße entlang und wartet auf der anderen Seite auf alle. Alles gar nicht mal so einfach, wenn man im schönen Schengenraum „ohne Grenzen“ aufgewachsen ist. Es gibt aber Bestrebungen es ähnlich einfach in der EAC (East African Community) zu gestalten und beschriebener Grenzübergang soll auch erneuert werden. Achso, man wird die ganze Zeit angequatscht ob man Geld wechseln will. Das kann man machen für etwas zu Essen zu kaufen, sonst nicht. Habe für 1000 Rwf gerade mal 3000 UGX (Ugandan Shilling) bekommen. Eigentlich liegt der Kurs bei über 4000 UGX.

In Uganda machten wir halt in Mbarara und Kampala (bis hierhin 9 Stunden Fahrt), wo wir jeweils kurz auf die Toilette konnten und etwas zu Essen kauften. Die Nacht habe ich eigentlich ganz gut im Bus geschlafen, wobei es in Uganda (und Kenia) wohl in Mode ist, die Straße mit „bumps“ zu füllen, besonders in Städten und Dörfern. Das sind gewollte Huppel in der Straße, die die Fahrer zum langsam fahren bewegen sollen. Inder Realität sieht es aber so aus, dass man über den Huppel langsam fährt, danach Vollgas gibt bis zum nächsten in 100m, kurz vorher hart abbremst und dann wieder Gas zu geben. Ob das so zielführend ist?

Am frühen Morgen passierten wir die ugandisch-kenianische Grenze. Mal wieder zwei Behörden, zwei Stempel, diesmal aber im selben Gebäude, dass auch noch ziemlich modern ist.

Folgend war es bis Kisumu wenig spektakulär. Kisumu ist die Heimetstadt von Raila Odinga, Präsidentschaftskandidat der Opposition. Dort haben wir eine Viertelstunde Halt gemacht.

Hintergrundinfo: die „Demokratie“ Kenias wird seit einiger Zeit von der Familie Kenyatta geführt. Jomo Kenyatta wird als Befreier Kenias dargestellt, wobei seine Rolle im Kampf um die Unabhängigkeit oft in Frage gestellt wird. Sein ältester Sohn Uhuru Kenyatta trat abermals dieses Jahr als Präsident an, welcher 2002 zum ersten Mal gewählt wurde. Zu Kritik über ihn und seinen Vater bitte ich darum, selbst zu recherchieren. Unter anderem fühlen sich manche Teile des Landes unter seiner Führung ungerecht behandelt, was an der immer noch bestehenden Spannung zwischen den „großen Stämmen“ Kenias liegt. Viele Politiker bevorzugen ihren eigenen Stamm und es kommt zu teils rassistischen Äußerungen.

Viele Kenianer haben Hoffnung, dass Odinga ein besserer Präsident wird, dennoch wurde er nie gewählt. Dieses Jahr gingen 54% der Stimmen erneut an Kenyatta. Dennoch hat wenige Wochen nach der Wahl, nämlich genau zu dem Zeitpunkt an dem ich in Odingas Heimatstadt war, das oberste kenianische Gericht die Wahl für ungültig erklärt, da sie nicht übereinstimmend mit der Verfassung gehalten wurde.

Zurück zu mir im Bus: Die Pause ist rum und wir wollen gerade weiterfahren, als von hinten plötzlich wild brüllende Menschen kommen . Was sie sagen verstehe ich nicht, aber die Anderen im Bus meinten, sie feiern die Entscheidung des Gerichtes. Inerhalb weniger Minuten steht halb Kisumu (322.000 Einwohner) auf der Straße und feiert, wir mitten drin. Ich habe einige Videos gemacht, verweise aber auf YouTube um Datenvolumen zu sparen.

Mit der Zeit wird mir klar, dass wir uns deutlich verspäten werden, da wir zeitweise in der Menschenmasse regelrecht feststecken. Stören tut es mich nicht. Ich bin rein zufällig genau in der richtigen Stadt zur genau richtigen Zeit gewesen, um dieses historische Ereignis zu sehen. Insbesondere, wenn Odinga die Neuwahl nächsten Monat gewinnt, wird man wohl noch lange darüber sprechen.

Um schneller voran zu kommen, sind wir runter vom Highway und durch sehr ländliche Regionen gefahren, die wirklich wunderschön sind! Teilweise sieht es zum Verwechseln ähnlich aus wie Deutschland. Noch ein positiver Aspekt der Verspätung.

Mit zwei Stunden Verspätung kam ich in Nairobi in der River Road an, dort wo das Hauptoffice der Busgesellschaft ist. Ich bin wirklich froh, dass meine Freundin mich hier abgeholt hat, sonst wäre ich komplett verloren gewesen. Außerdem sollte man in Nairobi, besonders in diesem Teil der Stadt die Augen offen halten und möglichst nicht mit dem teuersten Handy (ich empfehle altbackenes Tastenhandy) durch die Straße laufen. Gelegenheit macht Diebe.

Nairobi an sich ist eigentlich wenig Sehenswert. Das Risiko, das man als unerfahrener Tourist eingeht, ist es eigentlich nicht Wert. Es ist wirklich sehr sehr hilfreich und ratsam jemanden bei sich zu haben, der die Stadt kennt und die Gefahren besser einschätzen kann, als man selbst. Es gibt aber auch schöne und sichere Ecken in Nairobi, zum Beispiel  der Stadtteil Karen. Dieser ist ziemlich westlich und hier leben viele Weiße/Bazungu. Für mich am aller wichtigsten: es gibt so ziemlich alles an Essen, was man möchte. Ich habe mir Pizza bei Domino’s und einen Chickenburger im Java-House geholt und beide waren fantastisch, aber auch sehr teuer. Mindestens so teuer wie in Deutschland. Außerdem gibt es einen Carrefour Supermarkt. So sehr man sich auch umstellen will, manchmal will man auch einfach mal auf alte Gewohnheiten zurückgreifen.

Die Rückfahrt ging reibungslos mit einer kleinen Ausnahme. Bei der Einreise in Ruanda gibt es grundsätzlich eine Taschenkontrolle, von der ich nichts wusste. Davon hat vorher keiner was gesagt und es gibt nirgendwo ein Schild.

Bilder gibt es in den Galerien Kenia und Uganda.

Ein Gedanke zu „Reise nach Kenia/Nairobi (über Uganda)

  1. Spannender und interessanter Bericht

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