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Congo Nile Trail

Ich denke dieser Trail (Wanderweg) ist das, worauf ich mich am meisten gefreut habe. Es war auch einer der Beweggründe, warum ich ein Fahrrad kaufte und später wieder verkaufte. Es zu verkaufen war eine gute Entscheidung, denn bei den langen und steilen, holprigen Wegen nach unten, wäre es vermutlich in sich zusammengekracht und ich hätte erstmal im Krankenhaus gelegen. Dabei bin ich doch der, der immer wieder sagt

Wer billig kauft, kauft zweimal

Wie dem auch sei, ich machte mich am Morgen des 8. Januar auf den Weg nach Gisenyi, wo ich bei meinem Mentor Kagabo übernachten wollte. Noch am selben Tag zu starten, hätte zeitlich nicht funktioniert, das wusste ich. Was ich noch nicht genau wusste, ist wie lange die einzelnen Tage sind (effektive Laufzeit) und wo ich eigentlich schlafen werde. Ich kam gegen 16 Uhr mit einiger Verspätung an, da mein Bus auf dem Weg einen platten hatte (weniger als eine Woche später ist ein Reifen unter mir sogar geplatzt, aber in einem anderen Zusammenhang). Den Rest des Tages verbrachte ich mit meinem Mentor und seinem Bruder in guten Unterhaltungen.

Anmerkung

Es ist wirklich schwer zu beschreiben, wie schön die Wanderung war, weshalb ich es bei Bildern und einer Empfehlung für abenteurlustige Wanderer belasse. Wenn ihr mal in Ruanda seid: es lohnt sich!

 

Tag 1

Am frühen Morgen machte ich mich auf in die Innenstadt von Gisenyi; meine beiden Gastgeber wohnen etwa 15 Minuten außerhalb. Hier machte sich die Sprachbarriere wieder gut bemerkbar, da ich eine Frau fragte, ob sie denn auch mit dem Matatu in die Stadt fährt. Matatus sind Kleinbusse, die nach dem Sharetaxi Prinzip betrieben werden. Das Wort ist aber Kiswahili und wird eher in Kenia verwendet, wo ich ja gerade erst her kam. Nun, verwirrt versucht diese Frau neben mir mich ständig zum Markt zu schicken, während ich ihr versuche zu erklären, dass Matatus auch von meinem aktuellen Standpunkt abfahren. Sie rief darauf hin für mich einen Motofahrer herbei und sagte ihm, er solle mich zum Markt bringen, worauf hin ich wieder sagte, dass ich aber in die Stadt will. Da währenddessen tatsächlich alle Matatus vorbeifuhren, allerdings weil sie voll waren, stieg ich einfach auf’s Moto und sagte ihm, dass ich in die Stadt will. Gerade als wir losfuhren, sah ich hinter mir ein Matatu anhalten, tippe den Fahrer an, zeige hinter mich und sage „See, Matatu is coming!“. Irgendwie kamen wir dann darauf, dass alle wohl verstanden hatten, dass ich Kartoffeln (Potatos) haben will, oder mit Kartoffeln in die Stadt fahren will? Was auch immer, ich fuhr einfach weiter und lachte michmit dem Fahrer über dieses banale Missverständnis kaputt. Auch komisch, denn in der Südprovinz kennt man das Wort Matatu schon eher.

Besagter Fahrer lud mich dort ab, wo laut Google Maps die Touristen Information sein soll, da ich eine Karte haben wollte (ja! Eine echte Karte aus Papier. So als Notfall. Papier sieht man bei mir ja selten). Ihm fiel gleich auf, dass etwas nicht stimmte, da das Schild weg war und tatsächlich, die Anwohner bestätigten dies. Wohin umgezogen? Zur „big border“. Das ist die große Grenze nach Goma, der zusammengewachsenen Nachbarstadt in der D.R. Kongo (witzigerweise heißen die Grenzen nur Grand und Petite, dabei ist die Petite (klein) Barrièr größer als die Andere). Verwundert dirigierte ich meinen Motofahrer dorthin und er lud mich kurz davor ab. Dort angekommen; kein Schild kein Hinweis. Mit etwas durchfragen hab ich es dann in die provisorische Touristen Information geschafft, wo ich auch tatsächlich eine Karte des Trails zu sehen bekam. Das war aber auch das letzte und veraltete Examplar, dass zur Hand war und man mir daher nicht geben konnte. Ich fragte nach einer Kopie, doch das scheiterte am nicht funktionierenden Drucker. Also doch keine Papierkarte.

So habe ich dann erneut ein Moto genommen, da ich die ersten 5 Kilometer durch die Stadt schon kannte und ziemlich spät dran war. Der erste Tag sollte laut Plan effektiv 8 Stunden dauern! Das war mehr, als ich dachte.

Mein Start lag demnach einen halben Kilometer hinter der Bralirwa Brauerei und mein Weg führte auf einer unbefestigten Straße am Kivusee entlang nach Rwinyoni (spricht sich genauso schwierig, wie es aussieht). Das Wetter war angenehm, wenn auch etwas Schwül. Wolkenverhangen war es auch, aber immerhin war die Sonne dadurch nicht all zu stark.

Gegen Mittag bekam ich langsam Hunger, so dass ich in einem der vielen vielen Dörfer mich umhörte, wo man denn Mittagessen kriegen könne. Auf die Frage bestätigte mir jeder, dass auch das simpelste Restaurant noch einige Kilometer entfernt sei. Erfreulicherweise rufte eine Gruppe junger Männer mich in ihr Haus etwas unterhalb des Weges, warum weiß ich garnicht aber höchstwahrscheinlich einfach, weil ich weiß bin. Vom Weg aus sehe ich aber schon dass Essen, dass sie gerade am Kochen waren und so entschied ich mich dazu, einfach mal hallo zu sagen. Gebraten wurde etwas, dass aussah wie Sambusa, als eine Teigrolle gefüllt mich Fleisch und Gemüse. Ich fragte, ob ich mitessen konnte und prompt wurde mir eine solche Teigrolle hingehalten. Beim ersten Bissen merkte ich, dass es kein gewöhnliches Sambusa war, sondern Fleisch durch Fisch ersetzt wurde (klar, ich bin am See) und es sau scharf gewürzt war. Hat aber sehr gut geschmeckt, weswegen ich mich noch eines zweiten bediente, während ich mich mit meinen Gastgebern unterhielt. Für 200 Franc erhielt ich somit zumindest einen kleinen Snack, hoch lebe die ruandische Gastfreundschaft.

Gestärkt ging ich weiter in Richtung dessen Dorf, dessen Aussprache ich weiterhin nicht richtig drauf hatte. Auch deswegen war es schwer zu erfragen, wieweit es denn noch ist. Es gab wenige, die mich mit meinem Knoten in der Zunge verstanden.

Wie geplant, habe ich es dennoch bis 16 Uhr in das Base Camp dort geschafft und inzwischen konnte ich auch den Namen aussprechen. Ich glaubte an einer mittelgroßen Campingwiese anzukommen, doch es war letztlich nur ein Haus mit winzigem Vorgarten, ausreichend für zwei Zelte. Es gab auch nur ein Schlafzimmer mit zwei Betten. Noch mehr überraschte mich, dass die letzten Besucher über eine Woche zurück lagen, was ich in der Liste sah. Eine Nacht sollte 8000 Franc kosten, was mir ziemlich viel vorkam, doch Verhandlungsspielraum gab es ausnahmsweise nicht. Alle Base Camps auf dem Weg arbeiten mit dem Rwanda Development Board zusammen, welches die Preise festsetzt. Das nahm ich so hin (hatte ja keine Wahl), ging duschen (d.h. Eimerdusche), aß zu Abend und lag bereits um 20 Uhr platt im Bett.

 

Tag 2

Bereits um 7 Uhr saß ich beim Frühstück, da mein Tag nun laut Plan 8,5 Stunden dauern sollte und diesmal keine Abkürzung mit dem Moto am Anfang stand. Trotz des eigentlichen Zeitdruck, habe ich über eine Stunde in einem Wasserkraftwerk verbracht, dass auf dem Weg lag. Es wurde gerade erst vor drei Wochen in Betrieb genommen. Gebaut wurde es von VS Turbo aus Sri Lanka, die wirklich saubere Arbeit geleistet haben und mir gerne alles gezeigt haben.

Von dort aus ging es weiter nach Nkora (gesprochen wie Nhora, kein e am Anfang, Betonung auf o, typisches Bantu r, dass genauso gut ein L sein könnte), einem Fischerdorf am See. Das war wieder so etwa um die Mittagszeit und gleich am ersten Haus traf ich auf sehr nette Leute mit denen ich ins Gespräch kam. Da es an diesem Tag etwas wärmer war, fragte ich ob ich denn gerade meine lange Hose gegen eine kurze im Haus wechseln könnte, was auch tatsächlich meine einzige Absicht war. Schließlich war das Gespräch mit der Tochter der Familie so gut, dass ich dort auch zu Mittag aß, diesmal aber mehr als nur einen Snack. Interessant ist, dass wohl fast jeder Wanderer bei diesem Haus halt macht, so auch ein Deutscher just einen Tag vor mir. Dabei sieht es aus wie jedes andere und es hängt auch kein Schild dort.

Mit viel Verspätung, ich verbrachte dort über zwei Stunden, brach ich endlich auf zum nächsten größeren Dorf: Kinunu. Endlich mal ein einfacher Name. Auf dem Weg traf ich einen Jungen, 18 Jahre, Vollweise. Da er sehr nett war und ich erschöpft, fragte ich ihn, ob er etwas Geld für sich und seine Schwester verdienen wolle, indem er meinen Rucksack nehme. Dem stimmte er zu und wir kamen direkt doppelt so schnell voran; auch weil wir etwas abkürzten. Kurz vor Kinunu fragten wir Leute, wo denn das Base Camp sei und was es koste: 5 km außerhalb, 20 Dollar pro Nacht. Das war wir zu viel und zu weit weg, sodass ich letztlich im Zimmer einer katholischen Kirche landete, für 5000 Franc pro Nacht. Ich aß dort zu Abend und ich ging mal wieder früh ins Bett.

 

Tag 3:

Mein Tag startete verspätet, da mein Frühstück auf das Ende der Morgenmesse warten musste. Messe ist dort jeden Tag, mehrmals täglich. Hat aber gut geschmeckt und war günstig, also beschwer‘ ich mich mal nicht.

Auch besonders an diesem Tag war, dass ich durch das Überspringen der 5 km zum offiziellen Base Camp nun schon weiter war und der eigentlich nächste Ort, Musasa, viel zu nah war. Außerdem sagte jeder, ich solle danach nach Bumba gehen, statt wie nach Plan nach Kibingo, was auf dem Weg läge. Ohne festes Ziel bin ich also einfach mal gen Süden weitergewandert und kam auch zügig in Musasa an, wo ich ein Mittagessen in einem Shop erhielt: ungepellte Kartoffeln in Scheiben, frittiert und getunkt in ordentlich scharfer Soße. Kulinarisch nichts besonderes, hat aber satt gemacht. Auch dort wollte mich jeder nach Bumba schicken, was mehr im Landesinneren liegt. Kibingo dagegen liegt am See. Ich wanderte weiter, bis ich zu einer großen Plantage kam, an dessen Ende nur ein Schild lag: Bumba Base Camp. Es zielte auch in eine etwas undefinierte Richtung, weshalb ich nachfragen musste. Erneut wurde mir empfohlen, dorthin zu gehen. Warum? Ich denke mal, die Karte, die ich bei der Tourist Info erhielt ist zu alt und der neue Weg, führt tatsächlich nach Bumba.

Also ab nach Bumba. Ich war schon ziemlich erschöpft, doch im Feld schlafen war keine Option. Der erste Kilometer ging geradewegs nach oben. Auch der zweite. Und der dritte. Und so weiter. Der Berg wollte einfach nicht aufhören. Nach 300 Höhenmetern seit den Feldern war für mich Ende und ich nahm ein Moto bis nach oben, welches mich direkt zum Base Camp fuhr.

Dort angekommen wurde ich direkt vom Hausherr begrüßt. Ich fragte direkt, wieviel denn eine Nachte koste: 15000 Franc, wie am ersten Tag wieder nicht verhandelbar. Das war mir zu viel. Er erzählte mir, dass ab Bumba sowieso nur noch asphaltierte Straße wäre, bis zu meinem Ziel Kibuye. Ich nahm dann einfach den Bus dorthin. Von einem anderen Freiwilligen erhielt ich den Tipp, dass man in Saint Jean, ein Hotel, für 5000 Franc die Nacht in einem Schlafsaal unterkommt. Tatsächlich waren es sogar nur 3000 Franc und ich war die Nacht alleine, weil kein Anderer gebucht hatte. Das war doch mal ein Schnäppchen! Ich aß zu Abend in der Innenstadt und war erneut früh im Bett.

Nun musste ich mich entscheiden: Nehme ich den zweiten Teil nach Cyangugu im Süden Ruandas, oder gönne ich meinen Füßen eine Pause, die mittlerweile jeweils eine Blase an der Ferse und an den meisten Zehen hatten.

 

Tag 3

Ich entschied mich dazu, erstmal nach Hause zu fahren. Unter anderem, weil Olive, eine gute Freundin von mir, zwei Wochen wegen ihrer Leber im Krankenhaus lag und ich sie besuchen wollte.

Bis Mittag genoss ich die Ruhe am Strand des Kivusees, doch es war zu kalt zum schwimmen und sah nach Regen aus. Nach Mittag nahm ich den Bus nach Muhanga und von dort aus nach Ruhango.

Ich habe lange geschlafen.

 

Zusammenfassung

Ich habe per GPS und Handyapp den Weg aufgezeichnet und somit ein paar Daten gesammelt:

  1. Tag: https://www.runtastic.com/sport-sessions/b9753a46-537d-406f-b90d-292ab649b80b?sharing_token=5a576a64ddc30f7cd64a0380
  2. Tag: https://www.runtastic.com/sport-sessions/65a829bb-0ebc-4d97-8f4a-c60c6bf33f00?sharing_token=undefined
  3. Tag: https://www.runtastic.com/sport-sessions/b9753a46-537d-406f-b90d-292ab649b80b?sharing_token=5a576a64ddc30f7cd64a0380

Gelegentlich hat sich die App von selbst beendet und ich hab es zu spät gemerkt, so dass ich manchmal nicht der Straße folge, sonder ein gerader Strich auf der Karte zu sehen ist. Das ist ein Fehler.

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