Unser Deputy of Studies Emmanuel Muhire hat geheiratet. Wie das so üblich ist, wurden die örtlichen Bazungu (wir Weißen) natürlich eingeladen. Diese Hochzeit war eine katholische; es gibt da wohl Unterschiede, die ich aber noch nicht genau kenne.
Letzte Woche waren wir schon mal in Muhanga (nächstgrößte Stadt), um die Kleidung anzuprobieren, die wir tragen sollten. Dabei wurde letztendlich nur meine Hose gemessen, die aber doch am Ende zu lang und zu weit war. Es hatte sich vorher so angehört, als würde jeder die gleiche Kleidung tragen. Heute merkten wir, das es nur jeweils vier Männer und Frauen sind, die diese Kleidung tragen und auch eine spezielle Rolle haben. Und das, obwohl wir Emmanuel gar nicht mal so genau kannten.
Diese Kleidung (bei mir ein grauer Anzug, bei Lisa ein traditionelles Kleid) holten wir morgens noch bei Emmanuel ab und sind dann mit ein einhalb Stunden Verspätung zum ersten Ort gefahren (die ganze Zeremonie war auf 4 (vier!) Orte verteilt), der ganz schön abgelegen irgendwo zwischen dem Ruhango und dem südlich benachbarten Nyanza District lag; ich gehe mal stark davon aus, dass es das Elternhaus seiner Frau ist. Hier fand nun der traditionelle Teil statt, von dem wir leider sehr wenig verstanden haben (wie von dem Rest auch). Was ich aber sagen kann ist, dass sich Braut und Bräutigam vorher nicht gesehen haben (ich spreche explizit nur von dieser Hochzeit und bitte darum, nicht auf alle ruandischen oder gar alle afrikanischen Hochzeiten zu schlißen!), dass es einen Moderator gab der gerne Witze macht und das eine Kuh „übergeben“ wurde als Geschenk von der Familie des Bräutigam an die der Braut (was sehr häufig ist, Kühe haben hier eine besondere Stellung). Unsere Rolle war im Grunde nur, dass wir häufiger aufstehen mussten und an bestimmten stellen standen/saßen und Lisa ein Geschenk übergeben hat. Zwischendurch gab etwas unerwartete Probleme mit den Stühlen im Land der tausend Hügel. Denn in weitem Umkreis um das Haus herum gab es keine ansatzweise gerade Fläche, weshalb die gesamte Zeremonie im Hang stattfinden musste. Das hatte zur Folge, dass immer irgendjemand gerade seinen Stuhl zurecht gerückt hat, weil er wieder auf einer Seite im sandigen Boden (Erinnerung: kein Wüstensand, Ruanda ist grün) versunken ist. Beachtlich, dass sich weder darüber, noch über die Hitze an diesem Tag niemand offensichtlich beschwert hat. Ich kann zwar inhaltlich ein Beschweren nicht verstehen, aber ich höre dennoch nur sehr sehr selten den typischen Tonfall eines Beschwerens heraus. Warum denn auch? Davon wird es ja nicht besser.
Zweiter Teil der Zeremonie war die Messe in der Kirche, für die wir alle zusammen wieder zu einem anderen Ort gefahren sind. Auch wenn ich weder an Gott glaube, noch bete, hat es mich doch interessiert wie eine katholische Messe hier aussieht. Diese war erstaunlich ähnlich mit einer deutschen katholischen Messe. So sehr, dass ich an Hand des Singsangs des Pastors mir die deutsche Bedeutung herleiten konnte. Es scheint als hätte man nur die Wörter getauscht. Größter Unterschied ist der Gesang, der nicht ganz so einschläfernd wirkt wie in Deutschland (bei der normalen Sonntagsmesse, den Altricher Männergesangsverein lasse ich außen vor!), sondern mit deutlich mehr Euphorie und Spaß dabei.
Im Anschluss sind wir ins Eden Palace Hotel zurück nach Ruhango gefahren, wo die große Feier stattfinden sollte. Danach sah es auch zu Beginn aus, mit aufwendiger Deko, jede menge Licht und dem größten Lautsprecherarsenal, dass ich in 2 Monaten Ruanda gesehen habe (für die Freaks: 3 x Doppel 18″ Bassreflex und 4-6 Tops, habs nicht genau im Kopf). Hier gab es etwas Getränke und Hochzeitstorte zu Anfang. Diese wurde von Braut und Bräutigam zusammen angeschnitten und es wurden erneut Sektkorken knallen gelassen. Nach zwei Stunden war der Spuk plötzlich vorbei und alle standen auf. Lisa und ich waren etwas erstaunt, dass man sich für die kurze Zeit so viel Arbeit gemacht hat und eine solche Fülle an Bedienern angeheuert hat.
Der letzte Teil kam absolut unerwartet, da eigentlich schon alles vorbei sein sollte. Trotzdem sind wir mit der halben Menge an Menschen weiter zu Emmanuels Haus, wo es nach erneuter Wartezeit sowas wie eine kleine Abschlussrunde gab.
Zusammenfassung
Ich fand die Hochzeit ganz schön, auch wenn ich meine deutlich kleiner feiern werde. Diese fand ich ziemlich insezeniert und groß, aber das ist ja Geschmackssache. Wirklich negativ fande ich, wie wir teilweise als Prestigeobjekt behandelt wurden. Nicht nur, dass wir unsere besonderen Rollen bekommen haben ohne enge persönliche Beziehungen, nein wir wurden auch mindestens doppelt so oft fotografiert wie der Rest. Beim Eden Palace Hotel Fotoshooting wurden wir immer wieder zu Bildern gerufen, bis ich mich geweigert habe, was natürlich auf Unverständnis stieß. Wir waren nicht auf den Bildern, wegen uns, sondern weil wir weiß sind. Bazungu auf der Hochzeit zu haben ist hier was tolles, das hat nicht jeder. So kann ich verstehen, dass man uns eine Extrabehandlung geben möchte, was auch in Ordnung ist. Dennoch kam ich mir irgendwann sehr auf meine Hautfarbe reduziert vor. Ein Gefühl, das wirklich nicht schön ist und ich so noch nie kannte. Es war nicht böse gemeint, von keinem, komisch war es trotzdem.
Bilder
… gibt es hiervon leider nicht. Jedenfalls nicht hier. Da auf allen Fotos naturgemäß Leute drauf sind, die ich nicht Fragen konnte, ob sie mit der Veröffentlichung einverstanden sind. Klingt vielleicht sehr kleinkariert, allerdings möchte ich mit gutem Beispiel voran gehen und die Privatsphäre der Leute achten. Diese Privat zu verschicken ist nochmal was anderes, das ist kein Problem.